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Heft 27

Erschienen in Heft 27, zweifelhaft
Ressort: Rezensionen

Bettina Messner:
Senta bremst ein. Erzählungen

rezensiert von Sarah Fötschl

Direkt vom Herzen

Bettina Messner räumt mit dem Patriarchat auf

Brennend heiß unter den nackten Füßen: Das ist der Strand, an den sich Bettina Messner erinnert. Das und anderes – Hauptsache kein Hohlkreuz. Über kulinarische Schwierigkeiten mit Mutter und Großmüttern, Probleme mit Männern, die dann doch nicht passen, obwohl sie nicht geschieden sind, keine Kinder haben und keine lästigen Ex-Frauen. Er hätte der Richtige sein können, denn er war passend, aber lieben – das ist dann doch etwas anderes, wie die Grazer Autorin Bettina Messner in ihrem Prosadebüt, dem Erzählband Senta bremst ein, konstatiert.

Die ersten Fertiggerichte der 70er-Jahre waren anscheinend etwas Besonderes, zumindest für die Nachbarskinder, obwohl Püree aus der Packung die reine Schande war für eine echte Hausfrau. Spaghetti mit Tomatensauce aus dem Sackerl, Schweizerlaibchen und Fischstäbchen aus der Tiefkühlpackung: Die Nachbarskinder kamen, weil sie das kosten wollten, was ihre Mütter niemals in ihre Küchen gelassen hätten. Es war in deren Augen eine Schande, Erdäpfelpüree nicht selbst zu stampfen oder Rindersuppe nicht aus Knochen und Fleischresten selbst anzusetzen. Was heißt Schande: Es war ein Sakrileg. Da redet die Hausfrau noch nicht mal drüber. Jedoch: Die Sehnsucht nach Brokkoli lässt auch die arbeitende Hausfrau nicht los, die ihr Leben lang als Schneiderin tätig ist, und das eben nur „nebenbei“. Tja, wenn Frauen arbeiten, dann ist alles komplett durcheinander im Patriarchat.

Und dieses Patriarchat hat Bettina Messner mit ihrem Buch ordentlich aufgeräumt. Sie schreibt über starke Frauenpersönlichkeiten, Arbeit und kulinarisches Geheimwissen, über Eva und Lillith, Nothing compares 2 U und The Wind of Change, als ob sie ein Kind der wilden Zeit gewesen wäre. Und ja, auch über Berlin und andere Orte. Trotz allem Wissen hat die Erzählerin namens Senta Bremstein viele Männer hinter sich gelassen. Weil sich die Dinge ändern, wenn sich eine Beziehung einengt. Mutig, alle diese Erzählungen, und wertvoll für alle Töchter, die Lektüre der direkten Art bevorzugen: unverblümt und Straight From the Heart.

Rezensionen

Buch

Elisa Asenbaum (Hg.):
nie als allein. Phänomen Dialog & lyrische Interferenzen.

2025: fabrik.transit, S. 190
rezensiert von Sabine Dengscherz

Poetischer Dialog als Versuchsanordnung Neun Autor:innen interagieren in einem interdisziplinären Experiment Schreiben ist Dialog: Texte antworten auf Texte, Fäden laufen intertextuell zusammen, treffen aufeinander, ändern die Richtung und werden neu

Buch

Anna Herzig:
Das Seil

2025: Septime, S. 116
rezensiert von Hermann Götz

Eine Geschichte, die auszuckt  „Das Seil“ von Johanna Herzig schnürt einem – kunstvoll – den Hals zu. Ein Seil kann retten, es kann fesseln, es kann Mord- und Selbstmordwerkzeug sein

Buch

Timo Brandt:
Oder die Löwengrube

2025: edition keiper, S. 208
rezensiert von Hermann Götz

Noch mehr Multiversen bitte! Über Timo Brandts Romandebüt „Oder die Löwengrube“ Feministische, sexuell aufgeladene Science-Fiction. So in etwa ließen sich die Romane beschreiben, mit denen Lynn durchaus erfolgreich am Buchmarkt

Buch

Olaf Olafsson:
Berührung

2024: Berlin, S. 335
rezensiert von Hannes Luxbacher

Die Liebe in der Krise Olaf Olafsson verschränkt in seinem Roman „Berührung“ den Lauf der Liebe mit der Covid-Pandemie Es ist der Reiz des Bedächtigen, dem man in Olaf Olafssons

Buch

Werner Fiedler:
Die Apokalypse des frommen Jakob

2024: edition kürbis, S. 243
rezensiert von Hermann Götz

Zeuge gegen Jehova Werner Fiedler wollte ein Drehbuch über seine Kindheit in einer Sekte schreiben. Es ist ein dichtes Buch geworden Jakob wächst mit seiner Mutter Monika auf, die die

Buch

Stefan Schmitzer:
loop garou – invokationen

2024: Ritter, S. 96
rezensiert von Sophie Reyer

Differenzwiederholungen vom Feinsten „loop garou – invokationen“ – diesen Titel trägt Stefan Schmitzers neuer Lyrikband – und jenes besondere Wortspiel zu Beginn, das einerseits auf den französischen Werwolf („loup garou“),

Buch

Priya Guns:
Dein Taxi ist da

2023: Blumenbar, S. 329
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Rezension: Eine Taxifahrt durch Welten Wie der Titel bereits ankündigt, erwarten Sie hier bestimmt eine klassische Rezension – und ich verspreche, die kommt auch noch – aber einleitend muss ich

Buch

Kulturinitiative Kürbis Wies (Hg.):
Der Mann, der sich weigert, die Badewanne zu verlassen

2022: Edition Kürbis, S.
rezensiert von Hermann Götz

Der Geist von Wolfgang Bauer … … zu Gast in der schreibkraft-Redaktion. Mit einem Open Call for Minidramen hat die Edition Kürbis einen Coup gelandet: Über 160 Einreichungen zelebrierten vor

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