Verschwitzte Leiber gegen überhebliche Maschinen.
Bärte und lange Haare, schwarze Klamotten, verschwitzte Leiber. So wie der Schlagzeuger, aber er bringt weiterhin die Felle zum Beben, der Sänger treibt seine Stimmbänder immer weiter an, um das ohnehin schon kreischende Falsett in unbekannte Höhen zu treiben, die E-Gitarren untermalen den Ausbruch der rohen Emotion. Alle Anwesenden fühlen nur noch den Moment, das Miteinander, das Ineinandergreifen von Tönen und Schwingungen. Das völlige Ausflippen der Zuhörer. Voller Adrenalin. Ekstase. Ganz ohne Drogen. Zumindest für die meisten hier. Die harten Klänge nicht jedermanns Sache. Doch hier in dem verranzten Raum haben wir zwei Stunden geschaffen, die uns völlige Glückseligkeit schenkten. Wobei wir Metaller natürlich nicht solch rosa-gefärbten Worte verwenden. Jeder Einzelne an diesem Erlebnis beteiligt. Weil die Musik in unsere Zellen dringt und dort etwas anstößt, tief im Inneren. Ein Gefühl der Identität.
Leider sind Rock und Metal out. Das waren sie aber im Laufe der Jahrzehnte immer wieder mal. Ist uns aber egal. Denn es geht nicht um Mainstream. Sondern um das Gefühl. Ja, wir schwarzgekleideten Teufelsanbeter haben auch Gefühle. Doch eigentlich sind wir doch weiche Teddybären.
Das volle Eintauchen in die Musik. Das machen wir heute lieber mit dem Handy vor unserer Nase. Weil wir es sonst ja nicht erlebt haben, keine Beweise dafür für unsere stummen Zuseher auf den sozialen Medien. Dem Tode geweihte Videos, denn einmal am Handy, werden wir sie nie wieder ansehen. Hauptsache, wir haben sie. Wir wissen, dass sie da sind. Der Beweis, wie cool wir damals waren. Ja, war eh schön, ich habe viele Videos gemacht.
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