Schreiben ist Arbeit und es gibt keinen Grund, damit aufzuhören
Die schlimmste Hürde für Autorinnen, die gern wahrgenommen werden wollen – und wer würde sich der Selbstquälerei, ohne die Schreiben wahrscheinlich nicht möglich ist, aussetzen, ohne die Hoffnung auf ein Echo? – ist nicht die Kritik, nicht einmal bösartige Kritik, sondern das Nichteinmalignoriert werden. Ich habe selbst drei Kritikerinnen – eine von ihnen hatte sogar im Rundfunk sehr freundlich mit mir über ein früheres Buch geplaudert – meinen letzten Roman mit einem persönlichen Brief geschickt und keine von ihnen hat auch nur ablehnend reagiert. Päpste müssen Männer sein, Kritikerpäpste anscheinend auch, und ich habe manchmal den Eindruck, dass Kritikerinnen schreibende Frauen erst dann zur Kenntnis nehmen wollen, wenn sie von einem möglichst hochkarätigen Kritiker anerkannt wurden. Liegt das an mangelndem Selbstbewusstsein der Kritikerinnen, an Zweifeln am eigenen Urteil?
Ich habe mit Sicherheit weniger Grund zu Selbstmitleid als viele Kolleginnen und weiß sehr genau, dass ich auch in meiner „Karriere“ viel Glück gehabt habe, aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten sollte, es sei mir egal, ob ich beachtet werde oder nicht. Anerkennung von der richtigen Seite wäre ja ein gutes Heilmittel gegen allzu quälende Selbstzweifel, und es hilft nicht unbedingt, wenn ich mir sage, dass es nicht – oder nicht nur – an meinen Büchern liegt, ob sie rezensiert werden, sondern auch an zwei Tatsachen, die ich nicht ändern kann.