„Das war nicht meine Frage!“ Mit dieser – mittlerweile schon berühmt gewordenen – Wendung, unterbricht der österreichische Nachrichten-Host Armin Wolf gerne seine im besten Fall weit ausholenden, im schlechtesten Fall klar themenverfehlenden Interviewpartner und -partnerinnen. So etwas würde in der schreibkraft nie passieren, sind wir doch explizite Befürworter der (über)breiten Assoziationsräume. Mehr noch sind wir der Meinung, dass präziser Erkenntnisgewinn erst durch mäanderndes Umkreisen und schlingerförmige Annäherung möglich ist. Nach diesen hehren Prinzipien gestalten wir auch unsere Hefte. Eine klassische schreibkraft-Ausgabe wird einem einzigen konkreten Thema gewidmet, an dem sich die Weisheit der Vielen möglichst vielstimmig abarbeiten darf. Erst wenn alle Aspekte beleuchtet wurden, sind wir zufrieden. Erst dann ist das Heft „fit to print“.
Diesmal aber machen wir’s andersrum. Für das vorliegende Heft haben wir zu unterschiedlichen Themen bei jeweils nur einem Autor oder einer Autorin nachgefragt. Manche waren bereits für vergangene Nummern vorgesehen, und sind dann doch zugunsten einer dringlicheren Thematik in die Zukunft verschoben worden, andere sind bereits vor deren Erscheinen zu zeitlosen Klassikern avanciert. Wieder andere passen exakt zu Ereignissen, die in den Jahren 2027 oder 2032 passieren werden und sind daher schon fix für diese Jahre eingeplant. Gemeinsam ist allen, dass sie in näherer oder fernerer Zukunft in Form eines vollständigen Hefts und in all ihre Nuancen aufgedröselt wiederkehren werden.
Thomas Wolkinger eilt also zum „Höllenbrudel“ des Vesuv, den er gewissermaßen auf den Schultern von Riesen besucht. Schon Goethe stellte schließlich fest: „Der Anblick war weder unterrichtend noch erfreulich, aber eben deswegen, weil man nichts sah, verweilte man, um etwas herauszusehen.“ Ähnliches könnte für das langjährige und treue Verfolgen von Fernsehserien gelten. Wolfgang Kühnelt berichtet über das dabei aufkommende Gefühl des Vorhersehbaren und führt uns von Am, Dam, Des über die Lindenstraße zu Und täglich grüßt das Murmeltier, von Frederick Schiller Faust (ja, der heißt wirklich so) über Umberto Eco zu Gilles Deleuze. Wolfgang Pollanz bearbeitet gar das Themenfeld des Übermenschlichen und kommt zum Schluss, dass der Begriff des Sakrosankten nicht etwa obsolet geworden ist, sondern vielmehr neu definiert, den heutigen Umständen angepasst und frisch bewertet gehört. Ein Vorschlag, dem auch Dominika Meindl mehr als bereitwillig folgt: „Der glaubt, er sei Jesus Christus – und noch bevor der noch wissen kann, dass da der Teufel auf dem Sofa ratzt, rennt der Christus schon hin und versetzt ihm ansatzlos einen Kinnhaken.“ Hannes Luxbacher widmete sich schließlich Biografien von Musikerinnen und Musikern und muss fortan mit der ernüchternden Erkenntnis leben, dass die, die antraten, musikalisch unsere Herzen zu erwärmen, oftmals die härtesten und brutalsten Schläge einzustecken hatten.
Lesen Sie sich also durch dieses Reader’s Digest des Unveröffentlichten (ja des noch nicht einmal Geschriebenen), durch dieses Inhaltsverzeichnis der Zukunft, und freuen Sie sich mit uns auf die bald (oder deutlich später) folgenden umfassenden Einlassungen. Und, ja, sollten Sie das Verlangen verspüren, die eine oder andere Thematik schon bald vertiefen zu wollen – schreiben Sie uns. Die Reihenfolge der Heftthemen ist nicht in Stein gemeißelt, Vorreihungen sind durchaus möglich.