x
Anfrage senden

Heft 34

Erschienen in Heft 34, geht's noch?
Ressort: Kunst

Die Handschriftsteller

Egyd Gstättner

Die Handschriftsteller

oder: Kleines Gulasch in Sankt Pölten in Triest.

Maximilian Saxer fuhr mit dem Zug von Wien Hauptbahnhof nach Villach, wo er den Intercity-Bus bestieg, der ihn nach Udine brachte, wo Maximilian sich in einen Regionalzug setzte, mit dem er mit Halten in Cervignano del Friuli und Monfalcone nach einer Gesamtdauer von sieben Stunden und dreißig Minuten am späten Abend sicher und wohlbehalten in Triest eintraf, wo er das letzte Mal vor vierundzwanzig Jahren gewesen war, am Hauptbahnhof nämlich vor dem immer schattigen Park mit dem Denkmal der Kaiserin Elisabeth, dem alten Bahnhof schräg gegenüber, in dem noch Joyce und Svevo Triest erreicht oder verlassen hatten. Bei sich hatte Maximilian Saxer einen Trolley mit Kleidung für eine Woche, sein letztes Buch, Schreibzeug, Klebstoff, Schere und seinen Laptop. Damit ging er die Riva del Mandracchio, die Hafenpromenade, ein Stückchen Meer entlang am Molo Audace vorbei, bog dann zur Altstadt ein und erreichte sein Apartment, das gleich hinter der Piazza dell‘Unità d’Italia gelegen war, ganz im Zentrum von Triest, dem Wien am Meer, wie wir sagen, bloß ein paar Schritte vom Denkmal von Massimiliano d’Austria, Imperatore del Messico entfernt. Er kannte hier niemanden.

Ein paar Stunden, vor allem vormittags, arbeitete Saxer in seiner Garçonnière an dem großen Tisch, der als Abstellgelegenheit, Arbeitsplatte – etwa zum Kochen –, als Esstisch und Schreibtisch gleichermaßen dienen sollte, und Maximilian ärgerte sich ein wenig, dass die Verantwortlichen der Verwertungsgesellschaft nicht daran gedacht hatten, eine Schreibtischlampe bereitzustellen. Es müsste doch klar sein, dass die ein zentrales Requisit in jeder Autorenwohnung darstellt, und wo sollte er mit seinen paar Brocken Italienisch eine herbekommen? Immerhin ging er auf die sechzig zu, und seine Augen wurden schlechter. Joyce hatte freilich noch viel schlechter gesehen als er, war in seinem Alter aber schon tot. So gut wie jedenfalls.

mehr im Heft

Haben Sie Fragen oder möchten Sie ein Heft erwerben? Anfrage senden

Hefte

Heft 36: ordinär

Das Zauberwort pandemischer Tage heißt „Normalität“. Eben noch, also vor der Corona-Phase, das gering geschätzte Synonym für Fadheit par excellence, avanciert erlebte Norm neuerdings zum Sehnsuchtszustand. Für viele ist sie

Heft 35: bitte wenden

Braucht es zum Wandel eine Krise als Impuls? Liebhaber österreichischer Weinkultur werden dem jedenfalls zustimmen. Der sogenannte Glykolskandal war hierzulande bis jetzt das beliebteste Beispiel für die  Wiederauferstehung einer ganzen

Heft 34: geht's noch?

Aber sicher! Das zumindest würde die schreibkraft-Redaktion dieser – doch allzu oft rhetorisch gemeinten – Frage zunächst entgegenhalten. Um sie, die Frage, dann doch ernst zu nehmen. Wir fragen also

Heft 33: anlegen

Der Begriff des Anlegens scheint in einem komplexen Bezugsystem aus Geld und Gewalt gefangen: Einerseits können wir Geld anlegen im Sinne von: Vorsorge treffen, dass die materielle Zukunft nicht allzu

Heft 32: durchlesen

Nachdem wir uns im letzten Heft ausgiebig und durchaus selbstreferenziell dem Schreiben gewidmet haben, dürfen wir Ihnen nun die Ausgabe zur Komplementärkompetenz vorlegen: Denn wozu schreiben, wenn es niemanden mehr

Heft 31: schreibkraft

Als die schreibkraft im Jahr 1998 im Grazer Forum Stadtpark gegründet wurde, wurde sie auf Computern geschrieben und gesetzt, per Diskette an die Druckerei geliefert, gedruckt, gebunden, per Post verschickt

Heft 30: wälzen

Zwei aufeinander laufende Dichtflächen aus Siliciumcarbid oder Keramik ergeben eine wunderbare Balg-Gleitringdichtung, die zur Wellenabdichtung in sehr vielen Umwälzpumpen Verwendung findet.

Heft 29: verspielt

Manchmal kommt es vor, dass der Ernst des Lebens keinen Spaß mehr macht. Wenn alles gut geht, kommt sodann die Zeit des Humors, der Ironie oder der Parodie. Wenn es

    Anfrage

    Möchten Sie ein Heft bestellen?
    Bitte geben Sie die Heft-Nr. und Ihre Adresse an:

    Ihre Kontaktdaten werden zum Zweck der Kontaktaufnahme im Rahmen dieser Anfrage gespeichert. Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie dieser Verwendung zu. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.