Mein treuer trügerischer Begleiter.
Glaube ich an Worte, Geschichten, Literatur?
Glaube ich mir meine Geschichten?
Das Wort ist mein großer Trost. Eine unverzichtbare Maßeinheit für die Utopie einer Übersichtlichkeit. Kaum ein Schritt, kaum ein paar Atemzüge, ohne dass ich mich an ihm festhalte. Mühelos fange ich es ein in mein Wortwortwort, also den Satz, und verpflichte es auf einen Text. Es kann mir nicht mehr entkommen. Auch wenn ich weiß, dass jedes Wort ein trügerischer Begleiter ist, tapeziere ich die Wände meiner Welt mit Worten. Und wenn ich glaube, die richtigen gefunden zu haben für ein kleines Stück Welt, und ich mich in meinen Sätzen wohlig eingerichtet habe, dann mag es vorkommen, dass sie diese Welt bereits überlebt haben, ohne dass ich es bemerkt habe.
Worte orten ihre Beute, verpflichten sie auf sich und machen sie starr, auf dass sie nicht von dem abweicht, das sie vorgibt zu sein. Wie denn sollte eine Fürsprache die Widersprüchlichkeit abdecken, die allem in jeder Sekunde eignet? Und: Ein Wort ist nicht nur ein Wort. Keine Minute so lang wie die andere. Eins ist manchmal mehr als zwei. Und selbst Gott kann leicht verwechselt werden.
Das Wort also auch ein trügerischer Begleiter der Wahrheit? Täuscht es doch eine Festigkeit vor, der nichts standhält. Jene Festigkeit, die nötig ist beim Begehen der brüchigen Welt, um nicht zu stolpern und zu fallen in all dem Geschiebemergel und womöglich nicht mehr aufstehen zu können.
Die Vollversion des Textes finden Sie im Heft