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Heft 45

Erschienen in Heft 45, kinderleicht
Ressort: Feuilleton

Die Geschlechterfrage in der Verlagsbranche

Susanne Koppe

Was war, was ist?

Seit Mitte der achtziger Jahre bin ich in der Kinderbuchbranche: In München als Journalistin, Scout und Übersetzerin, als Leiterin der Reihe Rotfuchs in Hamburg und seit 2002 als Literaturagentin in Hamburg und heute in Wien. In diesen Funktionen wurde ich insbesondere von der Frankfurter Buchmesse oder zu Tagungen immer wieder gern zu Vorträgen gebeten, und das entschiedene Lieblingsthema lautete gern: „Trends in der österreichischen / deutschen / französischen / philippinischen oder … Kinder- und Jugendliteratur“. Jedes Mal war ich ein wenig ratlos, wenn dieses Gretchen-Thema angefragt wurde: Irgendetwas konnte man dazu immer erzählen, substantiell nur mit ausreichenden Daten – aber, in welche Richtung forschen? Der Kinderbuchmarkt setzt sich aus so vielen unterschiedlichen Segmenten zusammen, aus Pappbüchern, experimenteller Lyrik und Sachbüchern aller Facetten.

In den letzten Jahren wurde ich für dieses Thema jedoch kaum mehr angefragt. Lag das vielleicht daran, dass ich mehr und mehr aus der Hamburger Kinderbuchszene nach Wien verschwand? Oder … an meinen Lebensjahren? Jetzt ist die Sache erwiesen: Mein neues Thema lautet: „Der KJL-Markt heute und gestern.“ Ich bin im biblischen Alter angekommen, um historisch reflektieren zu können. Und muss zugeben, dass ich doch gleich ein paar wild durcheinanderflatternde Assoziationen hatte. Der seit Harry Potter andauernde chronische Verlust des Stellenwerts der realistischen Kinder- und Jugendliteratur. Der Einfluss der Digitalisierung auf sämtliche Bereiche des Buchschaffens, von der Kommunikation – zu meiner Anfangszeit wurden selbst Messetermine meist brieflich vereinbart! – bis zur kreativen Arbeit. Selbst ohne KI sind die Änderungen riesig. Aber dann blieb ich bei einem Thema hängen, über das inhaltlich viel und den Buchmarkt selbst betreffend wenig gesprochen wird: Frau und Mann in der Verlagsbranche.

Auf dieser Ebene hat sich ungeheuer viel getan. Frauen haben laut nach ihren Rechten gerufen: Sie wollten beruflich in Top-Positionen kommen können. Wie empfinde ich das als Frau, die als junge Praktikantin in den leitenden Stellen fast nur Männer erlebte und in bestimmten Abteilungen wie Vertrieb und Herstellung Frauen fast nur als Zuarbeiterinnen? Wie so oft im Leben: Als einerseits und andererseits.

 

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