Über künstlerische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Ansprüche bei der Programmgestaltung
Was macht eine Lektorin eigentlich den lieben langen Tag?
Das ist eine gute Frage. Dieses romantische Bild, dass eine Lektorin den ganzen Tag entspannt liest, stimmt jedenfalls nicht. Zumindest nicht immer. Man könnte sagen, dass man genau das Gegenteil von dem macht, was man sich eigentlich für den Tag vorgenommen hat, weil immer wieder etwas Neues, Unvorhergesehenes auftaucht. Als Lektorin bin ich quasi eine Projektmanagerin – ich koordiniere den Veröffentlichungsprozess eines Buches von der ersten Idee bis zum fertigen Buch. Man ist sozusagen die Hebamme, die dem Buch auf die Welt hilft. Dazu gehört, dass man viel liest, um überhaupt Texte und Konzepte zu finden, im nächsten Schritt erfolgt dann der Einkauf der Rechte, man verhandelt Verträge und Konditionen, arbeitet mit den Autoren und Autorinnen an den Konzepten und Texten oder man lektoriert die Übersetzungen und kümmert sich darum, dass die Bücher auch noch illustriert werden. Was man auf jeden Fall sagen kann: Es wird selten langweilig!
Nach welchen Kriterien wählst du neue Stoffe und Texte aus?
Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. Natürlich schaut man, dass es nicht bereits ähnliches schon massenweise gibt und der neue Stoff Mehrwert bietet, aber in erster Linie muss er gefallen und berühren. Sobald wir dann im Lektorat von einem Projekt überzeugt sind, stellen wir dieses dem restlichen Haus vor und dann muss der Text auch beweisen, dass er das Zeug hat, Marketing und Vertrieb zu überzeugen.
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