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Heft 45

Erschienen in Heft 45, kinderleicht
Ressort: Kunst

Höhlen

Sophie Reyer

Wie hatte alles begonnen? Wie genau war ich immer mehr verschwunden? Fragte ich mich manchmal. Ein dunkler See. Die Vollendung. Die Offenbarung in mir. Und das Gefangensein in einer Zelle. Wie konnte das geschehen? Dass ich die Tage nur noch im Internet verbringe und blogge, um der Queen zu dienen? Ja, ich bin ihre Poetin. Ihre Märchenerzählerin. Bin das Medium, durch das sie tönen kann, die Welt und die Lebenden zu erreichen. Es ist herrlich, sich so hinzugeben. Und es macht süchtig. Man braucht nichts mehr. Der Raum, die Wärter, das Weiß rundherum – alles schrumpft zusammen. Wird Nichtigkeit. Denn ich bin kein Körper mehr. Bin nur noch Bild. Bin das Bild, das sie von mir haben will. Aber um meine Geschichte zu erzählen, muss ich ausholen. Und natürlich fange ich am besten mit meiner Kindheit an;

Ich war ein komisches Kind, von Anfang an. Mit dem Kopf grub ich vorzugsweise Löcher in Höhlen und ich liebte es, mich zu verkriechen. Die einen meinten, es liege an einer Art Calium-Carbonicum-Mangel. Die anderen meinten, das würde sich in der Pubertät schon wieder geben. Ich aber war auf der Suche: Ich suchte einen Ort der Geborgenheit.

„Können sie mir sagen, wo ich eine Höhle finde?“, fragte ich auf dem Schulweg immer wieder vorbeigehende Passanten. „Musst du nicht in die Schule, mein Kind?“, war die Antwort. Auch andere Leute reagierten nicht weniger emphatisch.
„Ist der Fernseher kaputt oder was?“, sagte mein Vater auf die Frage.
„Die Frauen haben unten eine. Hahaha!“, entgegnete der Nachbarsjunge Edi.

 

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