x
Anfrage senden

Heft 36

Erschienen in Heft 36/37, ordinär
(Doppelnummer 36/37)
Ressort: Kunst

Karl Salz. Der letzte Mensch auf der Welt

Falk Andreas Funke

An diesem Morgen betritt Karl Salz wie immer sein Amt. Es ist menschenleer. Keine Kollegen, kein Kaffeeduft, lange, leblose Flure. Schon auf den Straßen schien es, als wären alle Leute im Urlaub. Der Bus fuhr mit Karl als einzigem Passagier. Und wie von Geisterhand gesteuert. Karl Salz saß auf der hintersten Bank. Mutter- und vaterseelenallein. Auch hier im Amt ist niemand, dem man einen guten Morgen wünschen könnte. Alle ausgeflogen. Aber er hat ja ohnehin ein Einzelbüro. Da hockt er meist ohne Gesellschaft und macht lupenreine Aktenarbeit. Die Akten liegen noch von gestern. Karl arbeitet sie weg. Zum Mittag macht er sich in der Teeküche warm, was er sich zum Warmmachen für die Teeküche mitgebracht hat. Nach der Pause die letzten Akten. Das Telefon bleibt den ganzen Tag stumm wie ein Fisch. Den Nachhauseweg nimmt er zu Fuß. Die Stadt liegt verlassen und still. Ausgestorben. Als fände ein großes Ereignis statt, das alle Menschen  gleichermaßen interessiert und in die Wohnzimmer befiehlt. Karl Salz sind große Ereignisse, die alle Menschen interessieren, egal. Zum Abendessen öffnet er sich eine Dose. Dosen gibt es ja noch in rauen Mengen in Supermärkten und sie halten sich noch eine Ewigkeit. Ewigkeit. Karl atmet durch, tief und ganz auf das Einatmen konzentriert. In seiner Brust brennt ein kurzes Wohlgefühl auf, gebrochen von einem winzigen Schuss Beklommenheit. Im Fernsehen aber laufen nur schwarzweiße Filme aus den vierziger und fünfziger Jahren.

Haben Sie Fragen oder möchten Sie ein Heft erwerben? Anfrage senden

Hefte

Heft 45: kinderleicht

Bullerbü und Berlin, Hogwarts und Pisa. Zwischen diesen (und noch vielen weiteren) Polen auf der literarischen und gesellschaftlichen Landkarte muss sich Kinder- und Jugendliteratur heute verorten. Die Erwartungshaltungen sind deutlich

Heft 44: nachgefragt

Diesmal machen wirs andersrum. Wird eine klassische schreibkraft-Ausgabe einem konkreten, zumeist dialektischen Thema gewidmet, an dem sich die Weisheit der Vielen abarbeiten darf, fragen wir in Heft 44 zu vielen

Heft 43: über musik

Robert Zimmermann kann nicht gut singen. Mundharmonika und Gitarre spielt er auch nicht soooo toll. Aus diesem Grund hat er auch den Literaturnobelpreis bekommen. Und nicht den Polar-Music- oder den

Heft 42: über literatur

Nein nein nein! Die schreibkraft ist keine Literaturzeitschrift. Davon gibt es eh genug. Insbesondere in Graz, der Hauptstadt hoffnungsfroher Manuskripte und nach Publikation und Perspektive lechzender Poesie, der Lichtungen im

Heft 41: wir sind lesenswert

Sie halten Heft 41 der schreibkraft in Händen. Dieses Heft ist zugleich die erste Ausgabe in der Geschichte der „schreibkraft“, die ausschließlich literarische Texte beinhaltet, denn diese Ausgabe ist ganz

Heft 40: verstörend

Es ist schon erstaunlich (und verstörend zugleich), wie lange der Mensch bereits auf Erden existiert, wie viele Jahrtausende er es geschafft hat, dieser Erde keine allzu großen Probleme zu bereiten

Heft 38: aus der welt (Doppelnummer 38/39)

„Immer dort wo Du bist bin ich nie.“ Eleganter als in diesen Zeilen, die Sven Regener für seine Band Element of Crime in anderem Kontext getextet hat, könnte man die

Heft 36: ordinär
(Doppelnummer 36/37)

Das Zauberwort pandemischer Tage heißt „Normalität“. Eben noch, also vor der Corona-Phase, das gering geschätzte Synonym für Fadheit par excellence, avanciert erlebte Norm neuerdings zum Sehnsuchtszustand. Für viele ist sie

    Anfrage

    Möchten Sie ein Heft bestellen?
    Bitte geben Sie die Heft-Nr. und Ihre Adresse an:

    Ihre Kontaktdaten werden zum Zweck der Kontaktaufnahme im Rahmen dieser Anfrage gespeichert. Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie dieser Verwendung zu. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.