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Heft 36

Erschienen in Heft 36/37, ordinär
(Doppelnummer 36/37)
Ressort: Feuilleton

„M-Straße“

Katharina Körting

Warum „historische Substanz“ ganz normal rassistisch ist und wieso das nicht mehr normal sein sollte.

Wenn Götz Aly kommt, wird es ernst. Dann ist Schluss mit Pfusch, haltlosen Straßenänderungsforderungen oder Denkmalstürmen. Dann geht es um GESCHICHTE. In Großbuchstaben. Und an  der, also an der „historischen Substanz“, dürfe man nicht „herumpfuschen“, meint der Politikwissenschaftler und Historiker. Also auch nicht am U-Bahnhof Mohrenstraße in Berlin-Mitte oder der dazu gehörigen Straße, deren Name nach Ansicht der Umbenennungswilligen all das ganz Normale transportiert, an das wir Nachkommen der einstigen Namensgeber uns alle so angenehm gewöhnt haben: Rassismus, Antisemitismus, Verdrängung der Vergangenheit, Geschichtsvergessenheit und „Ignoranz gegenüber der eigenen Ignoranz“.

Während die Debatte kocht, äußert sich ein schreibender Kollege: „Die BVG will jetzt einen Bahnhof nach dem bekennenden Antisemiten Glinka benennen!“ Er argwöhnt, dass die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Antisemitismus als „gelebte Tradition in Berlin“ weiterführen, „das sagen sie nicht, aber denken es wohl“. Wenn man die Empörung wegstreicht, bleiben die Fakten: Es gibt eine rassistische Tradition in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt. Es gibt eine antisemitische Tradition. Und es gibt niemanden, der davon frei wäre. Normal ist nicht, gegen Rassismus zu sein, sondern normal ist der Rassismus in den Köpfen, den Jahrhunderte kollektiver eurozentristischer Ideologie dort hineingestopft, -geträufelt, -gesät haben. Und das nicht erst sei Kants hierarchischer Lehre von den vier „Racen“, von denen, imperativ, die „weiße“ als überlegene gilt. Kant forderte auch die „Euthanasie des Judentums“, weil er die Juden als „Vampyre der Gesellschaft“ fürchtete.

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