Ich wache auf. Versuche, wieder einzuschlafen
Kopf: Hey! Hey! Wach bleiben!
Ich (genervt aufs Handy schauend): Spinnst du? Es ist noch nicht einmal halb vier!
Kopf (sehr ernst, wie immer um diese Zeit): Ich hab’ was Wichtiges zu sagen. Das kann auf keinen Fall warten. Also: Du musst dir wirklich einen Job suchen.
Ich: WAS? Ich hab’ einen Job. Ich bin Kinderbuchautorin.
Kopf (einen dieser typischen abfälligen Laute von sich gebend): Ich meine einen, mit dem du zuverlässig Geld verdienst. Regelmäßig. … Kinder, Altersvorsorge, Planungssicherheit … Das muss man alles bedenken.
Ich (zähneklappernd): Meinst du etwa einen mit CHEFIN?
Kopf: Könnt’ schon sein …
Ich (energisch): Niemals. Chefin kann ich nicht. Das gibt Tote.
Kopf: Stell dich nicht so an.
Ich: Und was soll ich machen?
Kopf (mit Diplom und Ausbildungszeugnis wedelnd): Hier! Du bist Psychologin. Und Buchhändlerin. Da findet sich schon was.
Ich (kläglich): Ja … Aber das ist sehr lange her … Bin gar nicht auf dem neuesten Stand … Wirklich, ich kann nichts außer Kinderbücher schreiben.
Kopf: Gib’s zu, du hast keine Lust auf was anderes.
Ich (beschämt): Hmmm …
Kopf: Okay. Dann schreib schneller. Mehr Bücher, mehr Geld. So ist das.
Ich: Aber das GEHT nicht! Mehr schneller, mehr schlechter. So ist das.
Kopf: Aha, und was ist mit all den anderen Autor*innen? Manche schreiben zwei, drei Romane im Jahr. Minimum. Dazu noch zwei, drei Bilderbücher, zack, zack, das geht schon.
Ich: Aber … Kopf: Was aber?
Ich (sehr leise und hinter vorgehaltener Hand): Manche dieser Bücher sind sehr schlecht! Ein gutes Buch zu schreiben, das dauert. Auch ein Kinderbuch! Gerade ein Kinderbuch! Wirklich!
Kopf: Was du nicht sagst … (überlegt kurz). Dann schreib’ wenigstens eine Reihe. Wegen der Planungssicherheit.
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