– Mail Art im Gespräch –
„Sag mal“, fragt Dichter Härmling, „warum kriegst du in letzter Zeit jeden Tag kiloweise Post?“
„Das sind alles Belegexemplare für meine jüngsten Veröffentlichungen“, verrät Dichter Ausstand stolz.
„Ach so! Ich dachte schon, du machst Mail Art.“
„Nee, mache ich nicht. Ich weiß gar nicht, was das ist.“
„Echt nicht! Ist eine tolle Sache. Ich verschicke schon seit einiger Zeit.“
„Und was verschickt man da? Manuskripte?“
„Postkarten verschickt man da, Briefe, Päckchen voller Legosteine oder Zimtstangen. Völlig egal! Ich verschicke Worte, wie sie mir übern Weg laufen. Ich zeichne ein Euter auf eine Postkarte und schreibe darauf ‚Kühe lügen‘ oder ‚Meine Katze ist kaputt. Sie bellt‘, so was halt.“
„Und wozu“, fragt Ausstand verwirrt. „Ich verstehe den Sinn des Ganzen nicht.“
Da tritt Dichter Eike von Eikenpracht aus seiner Tür. Härmling spricht ihn sofort an.
„Stell dir vor, unser Herr Poet versteht Mail Art nicht.“
Erstaunt sagt Eike von Eikenpracht: „Das wundert mich aber. Ich mache da schon ewig mit.“
Jetzt ist Härmling am Staunen. „Du auch! Das wusste ich gar nicht.“
„Das musst du auch nicht“, entgegnet Eike von Eikenpracht nachsichtig. „Nicht zu wissen, gehört dazu. Es geht ums Verschicken. Ich schreibe Karten an Leute und weiß nicht, was sie damit machen. Bestenfalls führen sie sie mit anderen Karten zusammen, und ich bin dabei.“
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