Der Jesus ist größer als ich. Er ist aus Holz, sitzt auf einem Block und schaut auf einen Bub, der sich zu ihm hochstreckt, und man sieht die rechte Hälfte seines nackten Hinterns, prall und schon ausgeformt ist der. Zu Jesus anderen Seite sitzt ein Mädchen. Er hat seine Hand um sie gelegt, das Mädchen ist nackt, der Jesus angezogen. Vielleicht weiß ich nicht recht, was ich beten soll, steht auf einem Schild daneben und die Zeilen darunter kann ich nicht erfassen, ich kann mich nicht konzentrieren. Seit der Hochzeit war ich nicht mehr in der Kirche, bin auch nur rein, weil‘s draußen so kalt war und daheim zu laut. Eigentlich wollten wir dieses Wochenende wandern gehen, aber selbst bei uns im Tal liegt noch Schnee, bei Schnee will er nicht, und selbst wenn kein Schnee liegen wurde, wurde er jetzt wohl nirgends mit mir hingehen wollen. Wie ich ihm so was unterstellen kann, ob ich eigentlich eine Ahnung habe, wie schlimm das alles für ihn ist, schreit er mich immer wieder an, wenn ich versuche, es anzusprechen, und gestern hat Sophie mich angeschrien, wie ich überhaupt noch mit diesem Schwein zusammenwohnen kann, ob ich denn keine Angst habe, und wie gerne wurde ich jetzt an etwas glauben, oder wenigstens jemandem, am liebsten ihm.
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