„Eine Runde pissen“ war in der vorkapitalistischen, (also wirklich noch) guten alten Zeit eine gebräuchliche Maßeinheit. Und obwohl anzunehmen ist, dass damit primär eher überschaubare Zeiträume gemeint waren, ließe sich besagte Runde durchaus ins Unendliche ausdehnen – Inkontinenzpatienten können ein Lied davon singen.
Die Zeitangabe „für immer“ wiederum klingt zunächst langfristig, endgültig und unumkehrbar. Betrachtet man jedoch ihre anwendungsorientierten Entsprechungen, ist auch hier festzustellen: Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Lebenslängliche Haftstrafen etwa sind bei guter Führung nach 20 bis 30 Jahren verbüßt. Die dadurch gewonnene Lebenszeit kann unbürokratisch verlängert werden, indem man Gevatter Tod das eine oder andere Schnippchen schlägt, wie Florian Malzacher am Beispiel der Vampirjägerin Buffy illustriert. Nur: Wenn nicht einmal mehr der Tod endgültig ist, wer außer den Happy Few katholischen Glaubens soll da noch auf das ewige Leben bauen? Noch seltener als überzeugte Katholiken findet man allerdings real existierende pragmatisierte Beamte. Mehr noch, im Berufs leben gilt: Wer nicht alle fünf Jahre „eine neue Herausforderung sucht“, gilt unter Headhuntern als unvermittelbar.
Fix is also nix („Außer vielleicht die Basis für Gulaschsaft von Knorr“ wie Stefanie Lehrner zu bedenken gibt.), nichts absolut und schon gar nichts für immer. Ganz speziell gilt diese Erkenntnis für unseren Heimatplaneten. Denn „das fast alle denkbaren Apokalypsen und Katastrophen öko- und eschatologischer Natur eines Tages eintreten werden, ist hinlänglich gesichert“, meint Georg Fuchs. Einzig „die Reihenfolge, in der sich die Weltuntergänge ereignen werden“, sei noch Gegenstand zahlreicher Debatten. Bei soviel Kurzlebigkeit ist es nur legitim, sich auch um die Steigerungsformen der Ewigkeit zu bemühen, folgert Julian Blunk und ist dann doch überrascht, dass der vorläufige Schlusspunkt dieses Prozesses „ausgerechnet in Gestalt einer Damenbinde“ daherkommt. Komplexe Lebensrealitäten für Frauen also. Um wie viel einfacher lebt es sich da als Mann, „der lediglich einmal die Woche sein immer gleiches ‚you´ll never walk alone’ zu intonieren hat“. Nicht sehr, widerspricht Martin Gasser in seinem Beitrag über die Un möglichkeit, einem Fußballverein die Treue zu halten, und beleuchtet das in Österreich besonders weit verbreitete Phänomen der Klubkonkurse, Klubauflösungen und -neugründungen.
Ist die immerwährende Treue des Fußballaficionados also ebenso Illusion wie die ewige Liebe oder das ewige Eis, das im Zuge der Klimaerwärmung munter vor sich hin schmilzt? Blödsinn, meint Georg Gartlgruber: „Natürlich gibt es die ewige Liebe!“ In seiner äußerst schlüssigen Beweisführung beruft er sich auf Thomas von Aquin, Adam und Eva, Gott (dem er nebenbei noch einen „kranken Sinn für Humor“ nachsagt) und Ally McBeal. Unterstützt wird diese „Vision einer unendlichen, ewig währenden Liebe“ nicht nur von Adalbert Stifter, wie Alice Bolterauer in ihrem Text über dessen Monomanie des Erhabenen feststellt, sondern auch von weiten Teilen der schreibkraft-Redaktion.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünsche ich Ihnen im Namen ebendieser Redaktion!