Kinderbücher sind die Grundlage jeder politischen Bildung. Gerade weil sie einen hohen Stellenwert im Leben der Kinder haben, ist es wichtig, hohe Maßstäbe an Sprache und Inhalt zu setzen
Der Kanon hat im Kinderzimmer nichts verloren. Auch wenn Sie das jetzt ärgert, lesen Sie doch noch ein bisschen weiter. Ein Kanon hat im Kinderzimmer nichts verloren, weil Lesen erstmal Spaß machen muss, bevor es anstrengend werden darf. Bevor es eine Zumutung werden darf. Bevor man ächzend nach der letzten Seite das Buch zuklappt, erschöpft, aber erleichtert, wie nach einem Zahnarztbesuch.
Jeder kennt so ein Buch, das man gelesen haben muss, aber lieber nicht gelesen hätte. Wer erwachsen ist, kann das durchaus wegstecken, aber Kinder wenden sich viel schneller vom Lesen ab. Immerhin gibt es heute einige alternative Unterhaltungsmedien, die raschere Dopaminausschüttung versprechen. Kinder sollten sich also aussuchen dürfen, was sie lesen möchten. In einem pädagogisch wertvollen Rahmen versteht sich.
Kinder sind, wie andere Menschen auch, sehr unterschiedlich in dem, was sie als gute Lektüre empfinden. Zum Glück sind aber gerade Kinderbücher so vielfältig: sie können erklären, unterhalten, nachdenklich machen und sie müssen das nie alles auf einmal. Man kann sie drehen, wenden, durch Löcher und in Klappen lugen, sie fühlen und manchmal sogar hören. Ob ein Kinderbuch gut ist, bestimmen die Bedürfnisse des jeweiligen Kindes.
Schwierig ist die Buchauswahl für ein Kind aber allemal, muss man dabei doch auch beachten, dass Kinder die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität je nach Alter und fantastischer Veranlagung bisweilen nicht vollständig beherrschen. So gibt es Bücher, die zwar zweifelsohne auf die Liste der besten Kinderbücher gehören, mit denen man manche Kinder aber eher jagen kann als ins Bett bringen. Eines meiner Kinder hatte über mehrere Jahre eine Heidenangst vor dem Grüffelo – ein Buch, das andere von klein auf lieben und das vergangenes Jahr von CNN auf die Liste der hundert besten Kinderbücher gesetzt wurde. Sollte ich mein Kind also zwingen, dieses Buch zu lesen, das ihm so gar keine Freude macht? Wohl kaum.
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