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Heft 36

Erschienen in Heft 36/37, ordinär
(Doppelnummer 36/37)
Ressort: Feuilleton

Einbauküche

Doris Neidl

Was ist schon normal?

Da lädt man Freunde, die Topmanager und Chefredakteure sind, zum Essen ein, und man ist eh schon ein bisserl nervös, weil es einem irgendwie peinlich ist, in einer 1-Zimmer-Wohnung zu wohnen, ich kenne ja ihre Häuser, Küche hat man auch keine „richtige“, ich meine so mit Einbau und glänzend, und dann fällt auch noch der Lampenschirm aus Glas herunter. Eine Frau in meinem Alter sollte eine schöne, glänzende, moderne Einbauküche bzw. herzeigbare Wohnung haben, dem Alter entsprechend. Das tue ich aber nicht. Schuld an der ganzen Geschichte hat ja irgendwie Margarete Schütte-Lihotzky. Hätte sie die Frankfurter Küche nie gebaut, gäbe es jetzt keine Einbauküchen. Ich will ja gar nichts sagen über die Frankfurter Küche, die ist ja wirklich
toll, aber trotzdem. Mit 101 Jahren soll Schütte-Lihotzky ja gesagt habe: „Wenn ich gewusst hätte, dass alle immer nur davon reden, hätte ich diese verdammte Küche nie gebaut.“

Das ist aber jetzt zu spät, jeder will eine Einbauküche. Sogar ein 90-jähriger Freund hat sich erst neulich eine Einbauküche gekauft. Irgendwann muss es sein, hat er gesagt. Ich aber habe eine winzige Küche und Wohnung. Ich koche gerne, aber wenn Leute kommen, um mich zu besuchen, schauen sie mich traurig an. In Österreich ist es sehr wichtig, eine Einbauküche zu haben. Einmal habe ich eine Freundin, von der ich schon länger nichts mehr gehört habe, angerufen, um sie zu fragen, ob sie auch eine Einbauküche habe, und sie sagte „Ja!“ – mein Herz brach. Dann lachte sie wieder: „Stimmt eh nicht. Ich verstehe, was du meinst. Aber ich sage dir, ich habe Töpfe und Pfannen und kann leckere Mahlzeiten für alle kochen.“ „Lecker“ sagt sie nur, weil sie Deutsche ist.

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