Das Ordinäre reicht weit über das hinaus, was man in unserem Sprachgebrauch damit verbindet.
In meiner Schule gab es einen eigenen Geographiesaal. Wenn Geo-Stunde war, wanderte man in diesen Raum, etwas größer als ein normales Klassenzimmer. Dort hingen Österreichkarten und Weltkarten an der Wand und es gab Lehrtafeln über den Mond und das Sonnensystem. In einem Nebenraum lagerten die verschiedensten Globen und eine Unzahl physischer und politischer Karten, feinsäuberlich zusammengerollt. Lehrkräfte, denen man die Berechtigung zugestanden hatte, die Jugend mit all dem bekannt zu machen, taten dies so gut sie konnten, weckten aber selten Begeisterung, ja meist nicht einmal ein kurzes Interesse bei den ihnen Anvertrauten. Diese dösten teilnahmslos vor sich hin, hofften auf die baldige Pause und kommentierten ihren Zustand oder die Gedanken, denen sie gerade nachhingen, mit mehr oder weniger gelungenen Skizzen oder Aphorismen, die sie mit der Spitze ihres Zirkels in die dunklen Tischplatten ritzten.
Über zwei Jahrzehnte der Fadesse waren so dokumentiert und der Geographiesaal eine wahre Fundgrube für jene, die sich für die Gedankenwelt ihresgleichen interessierten. Vor allem in den oberen Klassen, wo wir oft spontan die Plätze tauschten, gaben die alten Tische immer wieder etwas preis, was wir entweder bis dahin noch nicht entdeckt hatten oder was erst jüngst hinzugefügt worden war.
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