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Heft 36

Erschienen in Heft 36/37, ordinär
(Doppelnummer 36/37)
Ressort: Feuilleton

Mut zur Mitte

Johannes Várkonyi

Warum ist es notwendig, das Wort normal zu erklären?

Vor einigen Jahren habe ich einen Freund als einen der normalsten Menschen, die ich kenne, bezeichnet. Unlängst bin ich, von einer Arbeitskollegin, selbst so bezeichnet worden. Ich und meine Kollegin haben diese Aussage beide als Kompliment verstanden und uns doch, unabhängig voneinander, dazu genötigt gefühlt, das zu erklären. Wenn Sie so ähnlich denken wie ich, ist damit eigentlich alles gesagt. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Naja, man hört sich doch selbst am liebsten, außerdem will man ja gedruckt werden. Also: Natürlich hat das was zu bedeuten und natürlich muss man darüber sprechen, aber man muss sich auch ein wenig schonen und dem will ich mich widmen, dem Schonen, der Ruhe. Titten! Würde ich den letzten Satz lesen, würde ich das, worauf auch immer er steht, weglegen. Sorry, Macht der Gewohnheit – zu wenig Tschingbum. Ruhe ist nicht sexy und wer liest schon gerne von der Normalität und Ruhe, gerade in Zeiten wie diesen. Deshalb Titten.

Ein Kompliment zu erklären, ist ungefähr so sexy, wie einen Witz zu erklären. Warum macht man dann ein Kompliment, das einer Erklärung bedarf? Weil es ehrlich gemeint war, authentisch. Und in dem Eifer, in dem man ernst gemeinte Komplimente macht, können einem Fehler unterlaufen, wie das Verwenden notorisch unbesonderer Worte wie „normal“. Vor allem heutzutage.

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