Bemerkungen zur Notwendigkeit von Visionen.
Vielfältig sind die Herausforderungen, die die Gegenwart an uns stellt, und das Leben ist zuweilen alles andere als leicht. Das haben die Menschen schon zu allen Zeiten so empfunden. Und just dann, wenn die anstehenden Probleme dringlich sind und zeitnah gelöst werden müssten, hat man das Wie partout nicht parat. Zwar lehrt uns schon Johann Heinrich Pestalozzi, dass Entschlossenheit im Unglück immer der halbe Weg zur Rettung ist, aber nur allzu oft brennt der Hut, ohne dass die zündende Idee zu ebendieser Rettung sich auch nur ansatzweise einstellen will. Der Grund? Wenn der Hut brennt, ist es schwer, kühlen Kopf zu bewahren. Entschlossenheit nützt wenig, wo jeglicher Plan fehlt. Da wird man leicht panisch, und Angst war noch nie ein guter Berater. In Krisenzeiten wächst die Sehnsucht nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Der Ruf nach dem guten Hirten wird laut, doch es erscheinen allemal nur dubiose Rattenfänger, die die Orientierungslosen auf rechtspopulistische Irrwege führen. Sündenböcke müssen her, Mauern werden aufgerichtet. Das trägt zwar rein gar nichts zur Problemlösung bei, beruhigt aber die Irregeleiteten – zumindest für ein kurzes Weilchen. Die wahren Kausalitäten werden durch „alternative Fakten“ vernebelt, krude Verschwörungstheorien verdrängen fundierte Problemanalysen, seriöser Journalismus muss sich als Lügenpresse bezeichnen lassen. Die etablierten Parteien üben sich in Untätigkeit und Stillstand und manövrieren sich mit ihrer unseligen Vogel-Strauß-Politik in ein hoffnungsloses Patt. Anstatt mutig neue Wege zu suchen, wurstelt man im Status quo weiter und verärgert die Wählerschaft. Dieweilen siecht die Demokratie dahin und droht zur Ochlokratie zu verkommen.
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